Gemeldete Fälle partnerschaftlicher Gewalt erneut gestiegen

Hintergrundinformationen zu den steigenden Fallzahlen Häuslicher Gewalt

(2023/07) Die gemeldeten Fälle partnerschaftlicher Gewalt sind im Vergleich zum Vorjahr um 9,4% gestiegen.

Das zeigt das am 11.07.23 veröffentlichte Lagebild „Häusliche Gewalt“ des Bundeskriminalamts, das Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus kürzlich vorgestellt haben.

Auch die BIG Hotline verzeichnet seit Jahren einen Anstieg der Anrufzahlen, zuletzt sogar etwa 20%.

Warum das so ist, darüber lässt sich derzeit ohne entsprechende wissenschaftliche Studien nur spekulieren.

Wir beobachten zwei scheinbar gegenläufige Tendenzen:

Zum einen: Je mehr öffentlich über Häusliche Gewalt gesprochen wird, desto eher trauen sich Betroffene Häuslicher Gewalt, sich Unterstützung zu suchen. Höhere Zahlen in den Statistiken bedeuten also nicht zwangsläufig mehr Gewalt, sondern vor allem, dass Betroffene sich immer mehr trauen, sich gegen Gewalt zu wehren!

Zum anderen: Wir beobachten seit einigen Jahren einen starken anti-feministischen Backlash. Häusliche Gewalt ist Teil des patriarchalen Systems und muss in einem Machtgefälle verstanden werden – durch Häusliche Gewalt werden Frauen und FLINTA gewaltsam in Abhängigkeit gehalten und eingeschüchtert. Höhere Zahlen in den Statistiken können also durchaus auch einen tatsächlichen Anstieg an Gewalt wiederspiegeln.

Aus beiden Beobachtungen lässt sich die gleiche Konsequenz ziehen: Es braucht dringend mehr Mittel in der Prävention von Häuslicher Gewalt. Dazu gehört Aufklärung: Wo fängt Häusliche Gewalt an? Aber auch: Was ist toxische Männlichkeit? Wie kann man sich in einem gewaltvollen System gewaltfrei verhalten?

Ausführliche Interviews mit Mitarbeiterinnen von BIG e.V. anlässlich des Lagebilds „Häusliche Gewalt“ können Sie hier nachhören:

Dr. Doris Felbinger in der rbb Abendschau
Sama Zavaree im Interview beim rbb Inforadio
Anne Thiemann im Podcast "Der Tag"
Sama Zavaree im Gespräch mit rbb24