Pressemitteilung Femizid in Neukölln: Mitarbeiterinnen kritisieren untragbare Zustände
Femizid in Berlin: Protestaktion in Neukölln +++ Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser legen ihre Arbeit nieder
Berlin, 05.05.2025. Allein im April wurden in Berlin drei Frauen von ihren Ex-Partnern getötet. Am 17.04. wurde eine Frau, Mutter von vier Kindern, mutmaßlich von ihrem Ex-Partner in Britz erstochen.
Um der getöteten Frau zu gedenken, veranstaltet eine Gruppe aus Mitarbeitenden der Anti-Gewalt-Projekte in Berlin, darunter Mitarbeiter*innen der Frauenhäuser und Beratungsstellen gegen Häusliche Gewalt, eine Protestaktion vor dem Rathaus Neukölln.
Wann: Mittwoch, 07.05.2025 um 12:00 Uhr
Wo: Rathaus Neukölln, Karl-Marx-Straße 83
Pressevertreter*innen sind zur Berichterstattung herzlich eingeladen.
„Die Zustände in unserem Arbeitsfeld sind nicht mehr tragbar. Es gibt viel zu wenig Stellen, um den hohen Bedarf an Unterstützung zu decken; die Sorge um die vielen Frauen, die keinen Schutzplatz finden, ist nicht mehr zumutbar. Deswegen legen wir unsere Arbeit am Mittwoch nieder – zumindest während des Gedenkens an die Verstorbene”, begründet eine der Organisatorinnen die Aktion.
„So lange sich politisch nichts ändert, so lange Männer nicht wirksam daran gehindert werden, ihre (Ex-)Partnerinnen zu töten, so lange werden wir unseren Alltag unterbrechen, um diesen Frauen zu gedenken. Jeder Einzelnen von ihnen. Das ist das mindeste, das wir tun können”, so die Organisatorin weiter.
In Berlin fehlen nach den Vorgaben der Istanbul-Konvention derzeit 486 Schutzplätze für gewaltbetroffene Frauen. Täglich müssen die Berater*innen an der BIG Hotline gegen Häusliche Gewalt 10–15 schutzsuchenden Frauen und ihren Kindern mitteilen, dass es keinen freien Platz gibt. Seit Jahren machen die Mitarbeitenden des Berliner Anti-Gewalt-Bereichs auf die dramatischen Zustände aufmerksam. Dennoch sind im vergangenen Jahr allein in Berlin 29 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet worden.
Weltweit hat sich das Aufstellen Roter Schuhe in Gedenken an die getöteten Frauen als Symbol etabliert. So werden auch vor dem Rathaus Neukölln rote Schuhe aufgestellt. Die Aktion „Rote Schuhe“ der Anti-Gewalt-Projekte Berlin kommt bei einem jeden Femizid zusammen, um gemeinsam den getöteten Frauen zu gedenken, ein Zeichen gegen patriarchale Gewalt zu setzen und ihren politischen Forderungen Ausdruck zu verleihen.
Die Gruppe fordert:
1. Umsetzung der Istanbul-Konvention
2. Bundesweiter Ausbau der Frauenhausplätze
3. Bezahlbarer Wohnraum und sozialer Wohnungsbau
4. Therapeutische Angebote für Betroffene
5. Barrierefreie Zugänge zu Frauenhäusern
6. Verpflichtende Fortbildungen zu häuslicher Gewalt für bspw. Polizei, Richter*innen, Jugendämter
7. Primärprävention durch Bildungsarbeit an Schulen
8. Zusammenarbeit von Polizei, Justiz und Frauenhäusern zum Schutz hochgefährdeter Frauen und Kinder
Pressekontakt:
Nua Ursprung
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