(2012/12) Helfen – aber wie? Wir suchen Euch und Sie für ein Forumtheaterprojekt: Keine Angst vor Hilfe – häuslicher Gewalt entgegentreten. Workshop und Aufführung am 27. Februar 2013 im Theater Heimathafen Neukölln

Betroffene häuslicher Gewalt und Menschen, die ihnen eigentlich helfen wollen und können, finden immer noch viel zu selten zueinander. Der Grund ist im Prinzip auf beiden Seiten identisch: Scham und Angst verhindern es, dass Menschen miteinander reden und aufeinander zu gehen.

Was wird meine beste Freundin von mir denken, wenn ich ihr sage, was ich mit mir machen lasse? Wird er seine Morddrohung wahr machen, wenn ich mich von ihm trenne? Wie soll ich mir denn rausnehmen, mich in die Privatsphäre meiner Kollegin einzumischen? Wird der Täter vielleicht auch auf mich losgehen?

An diesem problematischen Schnittpunkt setzt das Projekt an.

Im Rahmen eines dreitägigen Workshops unter Leitung des Berliner Theaterpädagogen Harald Hahn erarbeiten die Teilnehmer/-innen Szenen von Beziehungsgewalt und mögliche Interventionen. Ein Infoabend im Vorfeld dient zur Einführung ins Thema. Die erarbeiteten Inszenierungen werden abschließend im Heimathafen Neukölln aufgeführt.

Wir benutzen die Methode des Forumtheaters um kritische, gewaltförmige Situationen an ihrem Höhepunkt zu unterbrechen und gemeinsam mit allen Anwesenden alternative Handlungsmöglichkeiten im geschützten Rahmen des Workshops zu erproben und die Szenen im Rahmen einer Liveaufführung zur Diskussion zu stellen
Das Forumtheaters garantiert, dass es nicht beim belehrenden, höchstens plakativen Appell gegen Gewalt bleibt, sondern: auf der Bühne findet ein Probehandeln statt.

Auf diese Weise wird die sonst meist versteckte Gewalt auf die öffentliche Bühne geholt, um das nach wie vor existente Tabu um häusliche Gewalt zu durchbrechen, ein deutliches Signal an Betroffene zu senden und potenzielle Unterstützer_innen – also uns alle! – zur Zivilcourage nicht nur aufzufordern, sondern auch zu befähigen:

Jede_r hat ein Recht auf Hilfe. Jede_r kann helfen.

Wen wir suchen und wofür

Wir suchen etwa 12 Teilnehmer_innen für den Workshop. Gemeinsam und unter professioneller Anleitung werden wir typische Szenerien häuslicher Gewalt entwickeln, die so z.B. selbst schon erlebt wurden, in denen die Teilnehmenden nicht wussten (oder nicht wissen würden), wie sie am besten reagieren oder helfen können.

Mitmachen kann jede_r, der/die möchte – die Szenen, die wir entwickeln, leben natürlich von den Erfahrungen, die die Teilnehmenden einbringen.

Bitte beachtet aber, dass es sich dabei nicht um ein Angebot zur Aufarbeitung und Verarbeitung eigener traumatischer Erlebnisse mit dem Thema geht, sondern um eine theatralische Aufbereitung zur gemeinsamen Bearbeitung und öffentlichen Darbietung vor Publikum im Heimathafen Neukölln

Theater-VORKENNTNISSE sind absolut nicht nötig!

Denn: ”Keine akrobatischen Leistungen sind angestrebt, sondernd das Ausschöpfen all dessen, was in uns angelegt ist, denn nicht nur der Schauspieler, jeder kann Theater machen; nicht nur der Künstler kann Kunst machen- jeder Mensch ist ein Künstler.“ – Augusto Boal

Zeitrahmen/Termine

Infoabend
Donnerstag, 14. Februar 19:00h bis 21h
BIG e.V. Durlacher Straße 11A, 10 715 Berlin

Workshop 22. bis 24. Februar
BIG e.V. Durlacher Straße 11A, 10 715 Berlin

Freitag, 22. Februar 18h bis 21h
Samstag, 23. Februar 10h bis 18h
Sonntag, 24. Februar 10h bis 16h

Aufführung im Heimathafen
Mittwoch, 27. Februar 19:30h

Die Workshopleitung

Harald Hahn
Tätigkeit als freiberuflicher Theatermacher mit Schwerpunkt„Theater der Unterdrückten“ und „Politisches Aktionstheater“. Künstlerischer Leiter des Legislativen Theater Berlin. Herausgeber der Schriftenreihe „Berliner Schriften zum Theater der Unterdrückten“. www.harald-hahn.de

BIG e.V. ist die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen. Jede vierte Frau in Deutschland erleidet mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt durch einen (Ex-)Partner. BIG e.V. soll dem in Kooperation mit allen gesellschaftlichen Kräften entgegenwirken. Die Rechte misshandelter Frauen sollen gestärkt, Kinder besser geschützt und Täter stärker in die Verantwortung genommen werden. www.big-berlin.info

Infoabend: Jennifer Rotter von BIG e.V. und Harald Hahn

Workshopleiter und Moderation am Abend: Harald Hahn

Was ist Forumtheater?

Forumtheater ist eine Theaterform aus dem „Theater der Unterdrückten“ nach Augusto Boal. Das „Theater der Unterdrückten“ bietet eine Vielzahl an Spielen, Übungen und Techniken, mit denen die Akteure und Akteurinnen ihre Lebensrealität theatralisch darstellen können und Schritte zur Veränderung erproben.
Im klassischen Forumtheater setzen Teilnehmende Situationen, in denen sie nicht so handeln konnten wie sie wollten oder sich unterdrückt gefühlt haben, in Szene und entwickeln daraus theatralische Szenen. In diesen Szenen können die unterdrückten Protagonisten vom Publikum ausgetauscht werden und so alternative Handlungsweisen ausprobiert werden. Animiert wird dieser Prozess von einem Joker, der die Moderation im Forumtheater übernimmt.

Anmeldung

Anmelden könnt ihr Euch per Mail bei Jennifer Rotter
Die Teilnahme am Workshop ist nur nach Besuch des Infoabends möglich.

rotter@big-koordinierung.de

Das Projekt wird ermöglicht durch die freundliche Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie.