Schließung der Nachtlücke

BIG Hotline eröffnet Anlaufstelle

(2013/03) Am 19.03. eröffnet die BIG Hotline eine Anlaufstelle, in der erstmals in Berlin nachts, an Wochenenden und Feiertagen persönliche professionelle Beratung für Betroffene häuslicher Gewalt möglich ist.

Berlin.18.03.2013. Die telefonische Erstberatung BIG Hotline in Trägerschaft der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG e.V.) erweitert ihr Angebot. In einer neuen Anlaufstelle, die außerhalb der Dienstzeiten von Frauenhäusern und Beratungsstellen besetzt sein wird, können Frauen und deren Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, beraten und kurzfristig untergebracht werden. Die Adresse der Anlaufstelle ist – wie bei den Frauenhäusern und Zufluchtswohnungen – aus Sicherheitsgründen anonym. Die Vermittlung erfolgt über die zentrale Telefonnummer der BIG Hotline – 030 611 03 00. Nachdem die telefonsiche Beratung seit November 2012 rund um die Uhr angeboten wird, ist mit dieser zusätzlichen Erweiterung des Angebots der BIG Hotline die Schließung der Nachtlücke abgeschlossen.

Bislang gab es für Betroffene zu diesen Zeiten keinen sicheren Beratungsort. In den Fachberatungs- und Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt und den Berliner Frauenhäusern ist ausschließlich werktags in der Zeit von 9 Uhr bis 18 Uhr qualifiziertes Fachpersonal erreichbar. Die BIG Hotline ist zwar seit November 2012 rund um die Uhr erreichbar, aber deren aufsuchende Beratung, die so genannte Mobile Intervention, musste an öffentlichen Orten, in Notaufnahmen oder den Wohnungen Betroffener stattfinden.

Bei der mobilen Intervention unterstützen die Mitarbeiterinnen der BIG Hotline Frauen, die aus den verschiedenen Gründen nicht alleine den Zugang zum Hilfesystem finden. Sie suchen sie auf und beraten sie persönlich, z.B. auch im Krankenhaus. Sie bringen sie in eine sichere Unterkunft, wenn sie dazu alleine nicht in der Lage sind, weil sie kleine Kinder haben oder sich in Berlin nicht zurecht finden.

Vor allem in der Nacht und bei Vollbelegung von Frauenhäusern ist die schnelle sichere Unterbringung betroffener Frauen zum Teil schwierig gewesen. Nun können diese Frauen sich zunächst in der Anlaufstelle unter anonymer Adresse aufhalten.

Patricia Schneider, Geschäftsführerin von BIG e.V.: „Die bisherige Situation war für Betroffene und Beraterinnen alles andere als ideal, weil die persönliche Beratung unter Stress, Zeitdruck oder an unsicheren Orten durchgeführt werden musste. Mit der neuen Anlaufstelle haben betroffene Frauen und deren Kinder endlich auch außerhalb üblicher Geschäftszeiten einen sicheren Ort, an dem sie kurzfristig zur Ruhe kommen und ihre weiteren Handlungsmöglichkeiten überdenken können.“

Klaus Kandt, Polizeipräsident in Berlin: „Mit der neuen Anlaufstelle, die auch nachts die persönliche Beratung sowie Betreuung von Frauen und Kindern mit schweren Gewalterfahrungen in Berlin gewährleistet, wird eine weitere Lücke in der Versorgung von Hilfesuchenden geschlossen. Damit wird ein im Jahr 1995 begonnener Prozess weiter professionalisiert. Die beständige Fortentwicklung der Hilfsangebote ist Zeugnis für den dringend notwendigen und mutigen Einsatz im Interesse des Schutzes von Frauen und Kindern. Die Polizei Berlin ist stolz darauf, seit den Anfängen an diesem Prozess mit wirken zu dürfen.“

Ermöglicht hat das neue Angebot und die Schließung der Nachtlücke eine Spende von Philip Morris. Elfriede Buben, Managerin Corporate Affairs von Philip Morris: „Philip Morris unterstützt weltweit Projekte gegen häusliche Gewalt. Deshalb freuen wir uns sehr darüber, dass mit unserer Unterstützung ein weiteres wichtiges Hilfsangebot für Frauen und Kinder geschaffen werden konnte.“

Die BIG Hotline wird von der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen gefördert, die zusätzlich die Ausstattung der neuen Anlaufstelle finanziert hat.

Die Staatssekretärin für Frauen, Barbara Loth: „Mit der nächtlichen Anlaufstelle wird insbesondere eine qualitative Weiterentwicklung im Berliner Hilfeystem erreicht. Frauen, die mit ihren Kindern nachts Schutz vor häuslicher Gewalt benötigen, können ab jetzt – über die telefonische Beratung hinaus – erstmals fachlich begleitet werden. Durch diesen besseren Zugang zu den Berliner Hilfeeinrichtungen erhalten betroffene Frauen und ihre Kinder unbürokratisch und schnell die passende Hilfe und Unterstützung.“

Am 15.11.1999 startete das Modellprojekt BIG Hotline als erstes landesweites Hilfetelefon in Deutschland. 2012 erhielt die BIG Hotline mit 8270 Anrufen (über 20 pro Tag) deutlich mehr als in den Vorjahren. Über 80 000 Anrufe erhielt die Hotline seit Ihrer Gründung 1999 bis jetzt. Deutschlandweit erleiden 25% aller Frauen mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt durch einen (Ex-)Partner. 2/3 von ihnen werden über einen längeren Zeitraum schwer misshandelt.

Wir freuen uns, wenn Sie auf das neue Hilfe-Angebot hinweisen wollen.

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